„I love you, teacher!“

Da ist auch schon der für uns inzwischen normale Unterricht vorbei. Es ging dann doch alles viel schneller als gedacht und das Sprichwort „aller Abschied fällt schwer“ passt erneut wie die faust aufs Auge. Gleichzeitig steht mit der Summerschool aber auch schon der vorletzte Abschnitt ganz-viel-zu-kurz vor der Tür und wir stecken mitten in den letzten Planungen für eben diese.

But first things first. Wir hatten schon für sehr lange Zeit nachgefragt, wann denn die Schulferien beginnen würden. Denn in den letzten Jahren war immer schon gegen Ende Mai die Schule (zumindest für die Lehrer) vorbei, da die Schüler dann eine Praktikumszeit hatten. Doch wie das an unserer Schule nun mal so ist, konnte uns nie jemand eine Antwort geben. Also haben wir einfach in der Hoffnung weiter unterrichtet, dass uns irgendwann mal jemand Bescheid geben würde. Wie naiv wir doch mal wieder waren, natürlich kam auch in den nächsten Wochen keine Antwort. Doch wir mussten nun einen Termin für die inzwischen fünfte Summerschool festlegen, also haben wir einfach auf gut Glück einen Termin festgelegt. Tatsächlich hatten wir diesmal auch Glück, eine Woche später haben wir von einer Schülerin erfahren, dass die nächste Woche unsere letzte sein würde.

Nun wollten wir natürlich keinen normalen Unterricht mit den Schülern durchziehen, sondern eine möglichst nette Abschiedsstunde vorbereiten. Letzten Endes haben wir hauptsächlich gesungen, sowohl chinesisch als auch auf Englisch. Außerdem habe ich ein paar Süßigkeiten oder Obst für die Schüler mitgebracht, im Gegenzug sollten sie mir etwas in ein Buch schreiben, welches ich mitgebracht habe. In diesem Erinnerungsbuch stehen nun viele englische „wish you luck every day“s, „I love you“s oder „miss you“s neben haufenweise Chinesischem, das ich mir noch übersetzten muss. Hauptsächlich sind das aber wohl Namen und ein paar nette Wünsche. Ein paar Hände oder Herzchen haben es auch noch auf die Seiten geschafft, außerdem ein Reichsadler mit der Bildunterschrift „HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM GEBURTSTSAG“. Auf den bin ich irgendwie besonders Stolz :D . Natürlich wollen die Schüler dann auch gerne noch Bilderr mit mir sowie ich mit ihnen machen. Zusätzlich habe ich den Klassen noch meinen WeChat Account gegeben, wodurch ich nun über 100 neue freunde in diesem sozialen Netzwerk habe, welche mich andauernd anschreiben. Zu guter Letzt habe ich am Wochenende alle Bilder, die ich mit den Klassen gemacht habe, ausgedruckt und ihnen mit einem „我要去想念你们“ (Ich werde auch vermissen) beschriftet geschenkt. Bei alledem war Tom übrigens nicht anwesend, der ist gerade noch in Pu’er. Das war aber auch echt nicht schlimm.
Der ganze Abschied war dennoch recht schwer für mich, besonders, wenn einem die Schüler auch beim rausgehen noch nachrufen, dass sie mich vermissen werden oder sie mich ja bald wieder sehen…


Zweitens kommt bald die Summerschool. Genauer gesagt in sieben Tagen. Diese ist eine Nachhilfeschule im Sommer für unsere Slumkinder und deren Geschwister. Ursprünglich hatte das Slumkidsprojekt sogar so angefangen, Fiona Hahn, eine Freiwillige aus der dritten Generation, hatte gute Kontakte zum damaligen Schulleiter und zu den Kindern im Slum. Also hatte sie mehr oder weniger spontan organisiert, dass sie die Räume in der XiaoShaBa Gundschule im Sommer für einige Wochen nutzen konnte, um den Kindern zumindest ein bisschen Schulbildung zu ermöglichen. Während also eigentlich gar kein Patenschaftsprojekt mit einer echten Einschulung geplant war, ist doch irgendwie eines zum anderen gekommen und am Ende konnten 19 Slumkider eingeschult werden. Seitdem hat es in jedem Sommer eine neue Summerschool gegeben, die immer besser durchstrukturiert wurde. Denn sie war nach wie vor eine gute Möglichkeit, um den Kindern noch einmal zu helfen und dafür zu sorgen, dass sie in der Schule nicht abgehängt werden. Außerdem können wir so feststellen, welche neuen (Geschwister-)Kinder ins Projekt aufgenommen werden könnten.

 

In diesem Jahr soll die Summerschool über vier Wochen ab Juli gehen. Da wir aber nur zwei Freiwillige in Liuku sind, sind wir stark auf die Hilfe der Freiwilligen aus den anderen Provinzen angewiesen. Doch das stellt kein Problem dar, einige sind sogar jetzt schon hier. Neben den deutschen Freiwilligen, die Englisch unterrichten werden, brauchen wir noch chinesische Helfer für Mathe, Sport, Kunst, Naturwissenschaften und eben Chinesisch. Doch die haben wir inzwischen auch schon fast alle gefunden. Doch es gibt wirklich vieles zu bedenken: Unterkunft, Essen für die Kinder, Fahrten zur Schule, Stundenpläne, Regeln, Zertifikate, Anreisen, Finanzen und und und… Viele von diesen Aufgaben sind schon geregelt, einige müssen noch. Ich hoffe einfach, dass das alles klappen wird.

Sehr viel mehr gibt es dann jetzt auch nicht mehr zu schreiben – in fünf Wochen beginnt meine letzte zeit, die ich mit Reisen verbringen werde, dann geht’s auch schon wieder zurück nach Deutschland. Ich hoffe, dass ich euch während der Summerschool auf dem Laufenden halten kann, ansonsten gibt’s vorm Reisen aber noch einen Abschlussbericht.
Also bis dann,
Malte

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Martina Carstensen (Montag, 04 Juli 2016 19:35)

    Hej Malte,
    wirklich kaum zu glauben, wie schnell nun deine letzten Wochen vergehen, aber für uns auch super schön, dass wir dich bald wieder in die Arme nehmen können ;-)). Genieße und fülle die Zeit gut, Wir sind megastolz auf dich und das, was du noch für die Kinder in der summerschool organisierst. Hier nun auch endlich mein versprochener Kommentar zum Thema "wie habe ich mich verändert?": ganz sicher bist du ein großes Stück selbständiger geworden und gehst mutig in neue Situationen (zB alleine auf Reisen sein)... - Wir freuen uns schon sehr auf dich und deine vielen Berichte...
    We love you, teacher !!!
    "mudds"

  • #2

    thomas b (Freitag, 12 August 2016)

    ich bin ja sehr gespannt, wenn du erzählen wirst! dein onkel thomas