There and Back Again

Am 18. Januar begann meine vierwöchige Reise durch Yunnan, die ersten zweieinhalb Wochen zusammen mit Joana und Sebastian. Dabei ging es zuerst immer weiter in den Norden, bis fast an die Grenze nach Tibet, später (dann alleine) in den Südwesten, wo ich zum Frühlingsfest eingeladen wurde. Dabei habe ich einen Haufen neuer Erlebnisse, Gedanken und Bilder gesammelt, die ich nun endlich mal hochladen werde.

Die erste Busfahrt nach Lijiang 丽江war nur sieben Stunden lang. Was mir in Deutschland vermutlich schon wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen wäre, war hier in China wieder viel schneller vorbei, als man gedacht hätte. Die vielen Berge, teils bewaldet, teils mit schroffen felswänden bedeckt und manchmal mit einem verschneiten Gipfel üben einfach eine große Faszination auf mich aus. Das liegt wohl daran, dass die höchste Erhebung im schönen Schleswig-Holstein gerade mal 167 Meter „hoch“ ist.

Dementsprechend war ich direkt von unserer ersten Etappe begeistert – denn als wir ausstiegen, fiel mein erster Blick auf den ca. 5600m hohen „Yulong Snow Mountain“, der sich über den Gebäuden der Stadt erhob. Doch auch ansonsten hat die Stadt, wie wir in den darauf folgenden Stunden sahen, einiges zu bieten. Besonders schön ist die Altstadt Lijinags: die engen Gassen sind von typisch chinesischen Häusern (wie man die sich eben so vorstellt) eingerahmt. Einige kleine Flüsse laufen an den Straßenrändern entlang, dementsprechend sind viele Steinbrücken gebaut worden. An einer Seite des Bezirks klettern die Häuser und Straßen einen bewaldeten Hügel hinauf, auf dessen Spitze eine alte Pagode steht. Bei Nacht werden die Gebäude mit einem warmen Lampenschein beleuchtet und ab und zu treiben in den Bachläufen schwimmende Kerzen vorbei.
Gleichzeitig sind in einigen Straßen aber auch Clubs und Läden wie McDonalds, die dem sonst sehr traditionellen Erscheinungsbild einen kleinen Dämpfer verpassen. Auch insgesamt wirkt das alles etwas zu idyllisch, zu künstlich. Dennoch haben wir einige Stunden zusammen in der Altstadt verbracht.

Am dritten Tag in 丽江 wollten wir uns den 黑龙潭 angucken, eines der berühmten Wahrzeichen der Stadt und ganz Chinas (oft das erste Suchergebnis bei Google für „China“). Das Problem dabei war nur, dass man von uns 80 pro Person forderte, um den Park betreten zu können. Da das für uns einfach zu viel war, versuchten wir zuerst, am Nebeneingang ungesehen hereinzuschlüpfen. Das hat allerdings leider auch nicht wirklich geklappt, weshalb wir erst einmal in das Naxi-Museum gegangen sind, was direkt neben dem Eingang aufzufinden war. Die Naxi sind eine Minderheit, die in der Region leben. Sie sind das letzte Volk, welches als Schriftsprache noch piktographische Glyphen verwendet, die man tatsächlich auch überall in Lijiang sehen kann. Die Menschen dieser Minderheit führen ein sehr naturverbundenes und gläubiges Leben. Außerdem haben sie ein paar der coolsten Schöpfungsgeschichten, die ich je gehört habe. Eine davon erzählt zum Beispiel von einem kugelförmiger Frosch, der wurde von dem göttlichen goldenen Pfeil getroffen wurde. Daraufhin löste sich seine Seele von seinem Körper und spaltete sich in die acht Himmelsrichtungen und fünf Elemente (Wasser, Erde, Holz, Metall und Feuer) auf. Auf solche Ideen muss man erstmal kommen! Diese Sage ist dabei sogar so populär, dass ich gleich an mehreren Stellen in und um Lijiang eine Malerei oder ein Relief eines runden, von einem Pfeil durchbohrten Frosches sah. 

Aber über all die Bilder und Geschichten vergaßen wir unser eigentliches Ziel nicht; den schwarzen Drachenteich. Unser nächster Plan, um uns vor den Gebühren zu drücken, sah vor, dass wir einmal um den anliegenden Berg herumgehen würden, diesen an einer geeigneten Stelle zu besteigen und von oben in den Park zu gehen. Und tatsächlich – unser Plan ging auf. Oben auf dem Berggipfel stand ein kleiner Pavillon, von dem aus ein Weg hinab zum Gewässer führte. Nach ein paar kurzen Abstechern und Kletteraktionen kamen wir unten an. Dar Ausflug hat sich für uns wirklich gelohnt, allerdings wäre der Eintritt wirklich keine 80 wert gewesen. Die Tempelanlagen und Brücken waren zwar schon sehr schön, aber das Gelände war aufgrund der Nebensaison etwas heruntergekommen. Außerdem spielte das Wetter nicht so richtig mit, weshalb wir weder Sonnenschein noch Blick auf den Yulong Snow Mountain. Abends blieben wir noch einmal lange in der von Laternen erleuchteten Altstadt, um dann die vorerst letzte Nacht in unserem absolut perfekten Hostel zu verbringen.

Dieses war ein so genanntes „international youth hostel“, was letztenendes bedeutete, dass sich hier viele junge Ausländer tummelten. So viele Laowei’s habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf einem Fleck gesehen. Die Jugendherberge hatte eine Bar, mehrere Sitzecken, einen Billardtisch, Fahrradverleih und und und. Das ganze Gebäude war außerdem so schön dekoriert, dass man sich einfach nur wohl fühlen konnte. Außerdem hatten wir dort eine richtig gute Dusche (im vergleich zu unserer Klosche ist das aber auch nicht schwer) und bequeme Betten. Da wir in Mehrpersonenschlafräumen geschlafen haben, war unsere dortige Unterkunft außerdem noch nicht mal teuer. Was kann man sich noch mehr wünschen?

Doch zurück zum Reisen. Am Tag darauf hieß es, vorerst Abschied von Lijinag zu nehmen. Denn als nächstes ging es zur Tigersprungschlucht, die mit 3900m die tiefste Schlucht der Erde ist – wenn man schon in der Nähe ist, darf man sich so etwas ja auf keinen Fall entgehen lassen. Bit einem Bus fuhren wir zuerst ca. drei Stunden an den Anfang der Schlucht, wo jeder rausgeschmissen wurde, der die längere Wanderung über den oberen Wanderweg nehmen wollte. Zu diesen gehörten natürlich auch wir.
Übrigens sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir auch hier wieder ganz gut um den Vollpreis zur Besichtigung der Attraktion herum gekommen sind. Da Schüler nur die Hälfte bezahlen müssen, haben wir neben den Reisepässen unsere Persos als Schülerausweise benutzt, beziehungsweise Jonana meinen Büchereiausweis. Da die Kontrolle anscheinend kein Deutsch konnte (wer hätte es gedacht ;) ), kamen wir ohne größere Probleme als Studenten durch. Tatsächlich hätten wir später ein paar Problemchen mehr gehabt, wenn wir an dieser Stelle den Vollpreis bezahlt hätten…
Die Wanderung startete an einer recht unspektakulären Straße, der wir folgten, bis wir zu dem eigentlichen Wanderweg kamen. Hier warteten auch ein  paar Einheimische mit ihren Eseln, auf denen man bis zum ersten Gasthaus reiten könnte. Dieses Angebot nahm dann auch kurz nach uns eine koreanische Reisegruppe in Anspruch, sodass wir den ersten Teil des Weges zusammen mit einer Horde von Eseln beschritten.

Wie wir immer weiter in die Tigersprungschlucht wanderten, wurde die Aussicht immer beeindruckender. Berge türmten sich auf eine Art und Weise vor uns auf, wie ich es noch nie zuvor sehen durfte. Während sich der Jangtsekiang an den bewaldeten Füßen der Massive hindurchschlängelte, versuchten die Wolkenmassen, sich ihren Weg über die felsigen Zacken und Steilwände zu bahnen. Doch leider war die Aussicht nicht das einzig atemberaubende. Da wir unser gesamtes Gepäck mitgenommen hatten, nahmen uns die gefühlt 20kg schweren Rucksäcke die letzte Luft. Dennoch haben wir es ganz gut zum ersten Dorf auf dem Weg durch die Schlucht geschafft, wo wir bei einem Yakbuttertee und gebratenem Reis ein verdientes Päuschen machten. Doch da der Tag noch lange nicht zur Neige ging, machten wir uns nach nicht allzu langer Zeit wieder auf den Weg. Über Steintreppen, enge Serpentinen stiegen wir bis auf ca. 2600m Höhe, um uns danach – ordentlich durchgepustet – wieder an den Abstieg zu machen. Dieser Pfad, den wir da bestiegen, ist interessanterweise sehr alt. Denn bevor er zu touristischen Zwecken genutzt wurde, war dies die Handelsroute von der Teestadt Pu’er in den nördlichen teil Chinas. Die Maultiere (oder teehorses, wie sie von den Chinesen genannt wurden) trugen jährlich mehrere Tonnen Tee auf diesen Pfaden in Richtung Tibet und Sichuan. Nun sind es wohl mehrer Tonnen Touristen, die die Tiere schleppen müssen.

Etwas später kamen wir bei unserer Herberge an, in der wir relativ günstig schlafen konnten. In der gesamten Schlucht sind solche Schlafplätze verteilt, sodass wir kein Stück planen mussten, wann und wo wir schlafen würden. Wir ließen einfach alles auf uns zukommen, ohne uns zu viele Gedanken zu machen. Das ist eine der deutschen Angewohnheiten, die ich inzwischen immer weiter abgelegt habe. Egal ob auf Wanderungen, in der Schule oder sonst wo, ich lasse die Dinge mehr auf mich zukommen – und das hat bisher immer geklappt. Aber unsere Reise war nicht ohne Probleme: vor unserer Abfahrt hatten wir es nicht mehr geschafft, genug Geld abzuheben. Deshalb mussten wir nun anfangen, beim Essen in den Gaststätten zu sparen – was bedeutet, dass wir ab jetzt (mehr oder weniger) nur noch Reis aßen. Außerdem handelten wir unsere Betten jedes mal noch um ein paar Kuai runter. Da wäre jeder Schwabe stolz auf uns gewesen! Doch auch hier hat es am Ende wieder gepasst: wir konnten bei unserer Rückfahrt erst am Ankunftsort bezahlen, weshalb wir schlussendlich sogar noch genug Geld für ein richtiges Essen übrig hatten.
Nun weiter mit der Geschichte: Als wir am nächsten morgen aufstanden, um weiter zur „middle tiger leaping george“, der engsten Stelle der Schlucht, zu marschieren, wurden wir von unserem ersten Schnee des Jahres überrascht. Es waren zwar nur ein paar Flöckchen, dennoch hat man die eisige Bergluft richtig gespürt. Zumindest bis wir uns durch das Tragen der Rucksäcke wieder aufgewärmt hatten. Nach einigen Stunden der Wanderung kamen wir gegen Mittag beim Hostel über der besagten Stelle der Schlucht an. Nach einer kleinen Stärkung haben wir uns mit einem Chinesen, den wir dort getroffen hatten, an den Abstieg gemacht. Den ganzen Weg über begleitete uns dabei ein Straßenhund, der auf uns aufpasste, indem er immer wieder von der Spitze der Gruppe bis ans Ende rannte. So gingen wir zusammen unter Überhängen, an Wasserfällen und Höhlen vorbei, bis wir an eine Metalltreppe kamen, wo wir den herzerweichend fiependen leider Popo zurücklassen mussten. Doch auch ohne unseren haarigen Führer haben wir es bis zum Fluss hinab geschafft.

Dort erwartete uns das donnernde Tosen von 7.800 m³ Wasser, welches pro Sekunde durch diese engste Stelle der Schlucht rauschte. Dazu bäumten sich meterhohe Gischtwellen auf, die über die riesigen Felsen schwappten, die halb aus dem Wasser hervorragten. Da wir erst im späteren Nachmittag angekommen sind, waren wir die einzigen Besucher, die sich dort aufhielten. Außerdem waren aufgrund der Nebensaison keine Einheimischen da, die zB Wasser verkauft hätten. Deshalb konnte ich nicht an mich halten, als der Student, mit dem wir unterwegs waren, anfing, über die Absperrungen und die Steine zu klettern. Kurz entschlossen folgte ich ihm (was aufgrund mehrjähriger Parkour-Erfahrung ganz gut ging), sodass wir so nahe ans Wasser kamen, dass wir es fast hätten berühren können. Die Kraft des Flusses war aus dieser Perspektive noch gewaltiger.
Doch nach einer Stunde dort unten mussten wir dringend wieder aufbrechen, denn langsam setzte die Dämmerung ein. Zusätzlich waren wir mittlerweile richtig erschöpft, sodass wir nur noch langsam vorankamen. Ca. eine halbe Stunde später war es aufgrund der Nähe zum Äquator stockfinster und wir mussten uns auf die Taschenlampen verlassen, die wir mitgenommen hatten. Doch irgendwie schafften wir es wieder bis nach oben an die Straße, wo wir nach einer kurzen Stärkung völlig erschöpft in unsere Betten fielen.
Am nächsten Tag machten Sebbi, der chinesische Student und ich uns noch zu dem Ausgang der Schlucht auf, wo wir ein Dorf anschauen wollten, welches dort auf einem großen Plateau gelegen ist.  Kurz bevor wir dieses erreichten, machte ich noch die Erfahrung, dass man keine Kaktusfrucht essen sollte, wenn man keine Handschuhe dabei hat. Kurz danach betraten wir das Dorf, ich mit haarfeinen Stacheln in Händen und Mund. Doch der lange Weg hatte sich wirklich gelohnt. Die Bauern bauten hier Getreide, Reis, Gemüse und Raps an, was zu einer unglaublich lebendigen Farbenpracht vor dem unwirtlichen Schneeberg führte. Doch leider hatten wir kaum Zeit, in dem Dorf zu bleiben, da wir ca. zwei Stunden später unseren Anschlussbus bekommen mussten. Tatsächlich waren wir inzwischen darauf angewiesen, dass uns jemand mit dem Auto mitnahm. Leider fuhr aber Auto um Auto an uns vorbei, ohne auf unser Winken hin anzuhalten. Letzten Endes hatten wir jedoch Glück und ein Pärchen nahm uns auf ihrem Pick-up mit. So kamen wir einigermaßen rechtzeitig wieder am Hostel an, von wo aus wir weiter in den Norden nach Shangrila
香格里拉 fuhren.

Während wir uns auf der Fahrt mit einem Engländer unterhielten, veränderte sich unsere Umgebung merklich. Die Vegetation wurde kahler, da sich unsere nächste Etappe auf 3000m Höhe befand. Immer wieder kamen wir durch Gebiete, die von einer dauerhaften Schneedecke bedeckt waren. Außerdem bemerkten wir immer mehr den tibetanischen Einfluss: Die Häuser wurden rustikaler, waren häufiger aus Holz gebaut. In regelmäßigen Abständen grasten Yaks auf den verdorrten Wiesen.
In der Stadt suchten wir uns eine passende Unterkunft, diesmal bekamen wir zu dritt sogar eine eigene Wohnung zu einem unschlagbaren Preis. Sie lag recht nahe an der Altstadt, in die ich mich sofort verliebte. Obwohl ein Teil dieser erst vor kurzem abgebrannt war und an einigen Stellen gebaut wurde, wirkte sie „echter“ als die in Lijiang - als wäre sie nicht nur zu Tourismuszwecken gebaut worden. Überall in dem Bezirk hingen bunte Fähnchen, die riesigen Holztüren waren mit feinen Schnitzereien verziert. In den Läden, die sich hinter diesen Türen verbargen, habe ich einiges von meinem Geld gelassen ;) Auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte der Altstadt stand ein großer Tempel mit einer gigantischen Gebetstrommel, die sich langsam im eisigen Wind drehte.

Wir verbrachten über die Tage erneut einige Stunden in dieser Altstadt, doch am zweiten vollen Tag unseres Aufenthaltes wollten wir uns den Napahai See anschauen. Es handelt dabei um ein weit auslaufendes, flaches Tal, welches im Sommer zu einem großen Teil von Wasser bedeckt ist. Im Winter zieht sich der See jedoch zurück und aus der weiten Fläche wird eine von schmalen Flüssen geäderte Steppe. Um zu dieser hinzukommen, mieteten wir uns ein Fahrrad und einen Elektroroller. Auf letzterem fuhren Joana und ich, da die Fahrräder alle für mich und mein Miniskusknie zu klein waren. Nach ungefähr einer Stunde Fahrt kamen wir dort an und uns bot sich erneut eine gigantische Aussicht. Das Wetter hat aber auch einfach perfekt mitgespielt. Doch dann kam erneut ein kleines Problem auf: Durch das Fahren in dem steppeartigen Gelände hatte sich der Akku des Rollers deutlich schneller entladen, als wir es gedacht hätten. So fiel unser Plan, das Plateuao einmal zu umrunden, vorläufig ins Wasser. Wir schoben das Gefährt in das nächste Dorf, um dort nach einer Familie mit Ladegerät zu suchen. Tatsächlich hatten wir nach kurzer Suche Glück – nun hieß es warten. Die Zeit vertrieben wir uns damit, mit den Kindern Basketball zu spielen, die uns zuvor geholfen hatten. Darunter war witzigerweise auch ein junger bhuddistischer Mönch, der sich über seine Kutte einfach ein Basketballtrikot übergezogen hatte. Nach einiger Spielzeit wurden wir noch von der Familie auf Tee und einen kleinen Plausch eingeladen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Nun stand die Sonne so tief über der Fläche, dass sie sich auf eine bezaubernde Weise auf dem See und den Flüssen spiegelte. Doch da es langsam dämmerte, mussten wir uns bald wieder auf den Rückweg machen. Wie sich jedoch herausstelle, hatte die Ladung nicht ganz ausgereicht und nach einiger Zeit mussten wir wieder schieben, wobei wir noch einige Kilometer von der Stadt entfernt waren. Und jetzt wurde es richtig anstrengend, da wir den Roller auf rutschigem Boden berauf  befördern mussten. Allerdings zeigte sich nach einer knappen Stunde abrackern zum zweiten Mal an diesem Tag, dass sich viele Probleme von ganz alleine klären. Denn zwei nette Chinesen waren auf unsere missliche Lage aufmerksam geworden und hielten mit ihrem Pick-up Truck an, um uns mitsamt dem Roller und Fahrrad in die Stadt zu fahren. Auch dieser Tag ging gut aus und am Ende ließen wir uns völlig erschöpft in unsere Betten fallen.

Doch auch am nächsten Tag gönnten wir uns keine Pause: Nun ging es zu den weißen Kalkterassen白水台. Das stark Kalkhaltige Wasser hat hier weiße Becken geformt, in denen das hellblaue Wasser sich sammelt. Zu dieser Jahreszeit war ein großer Bereich der Attraktion zugefroren, in den größeren Flüssen floss das Wasser aber nach wie vor. Es muss sehr interessant ausgesehen haben, wie ich versuchte, eine vereiste Fläche hochzukommen. Erst nach dem ich das fünfte Mal hinfiel und den ganzen Weg wieder herunterrutschte, gab ich auf und zog mit aufgeplatzten Händen von dannen. Aber es gab zum Glück noch einfachere Wege nach oben. Überall waren kleine rote Büschel zu sehen, die, wie sich später herausstellte, viele abgebrannte Räucherstäbchen waren. Außer diesen gab es noch einige andere Anzeichen, dass hier viele Gläubige hinkamen. Denn, so heißt es, jeder Donga-Bhuddist müsse einmal in seinem Leben an diesen Ort gekommen sein, um sich als echter Dongba bezeichnen zu können.

 

Am Ende des Ausfluges hatte ich noch eine Interessante Konversation mit einem Amerikaner, den ich dort traf. Dieser erriet einfach mal so, dass ich aus Kiel komme und mir vorstellen könne, später mal Biochemie zu studieren. Er hatte Kontakte zu dem Professor für dieses Fach in Kiel, denn er hatte früher mit ihm zusammengearbeitet, bevor er nach China zog. Tatsächlich traf ich mich ein paar Tage später noch einmal mit ihm in Lijinag, wo er mir seine aktuellen Forschungen zum Thema Biolumineszens zeigte.

Am darauf folgenden Tag ging es nach Deqen
,, welches fast direkt an der Grenze zu Tibet liegt. Auf dem Weg dorthin fuhr der Reisebus über die Berge, sodass ich mit 4300m Höhe an den bisher höchsten Punkt meines Lebens (auf dem Boden) gereist war. Leider habe ich jedoch von der Stadt und der umliegenden Landschaft kaum etwas gesehen, da ich am nächsten Tag krank im Bett lag. Weil um diese Jahreszeit sowieso kaum etwas in der Stadt zu sehen ist, blieben wir nur zwei Nächte, um daraufhin noch einmal nach Lijiang zu fahren, wo wir dann auch Sima und ein paar weitere Freiwillige trafen. Ich wiederholte mit Sima noch einmal die Wanderung zum Heilongtan, doch auch dieses Mal spielte das Wetter nicht so richtig mit. Naja.

 

 

Im nächsten Eintrag komme ich dann zu den nächsten 1½ Wochen, die ich bei einer Familie in der Nähe von Lancang 澜沧 anlässlich des chinesischen Neujahres verbrachte.
Ich hoffe, dass das Lesen gegen Ende nicht zu langweilig wurde, dieser Artikel war ja schon ein bisschen länger. Ich könnte noch immer mehr erzählen, aber irgendwann muss ja auch mal Schluss sein.

Nun dann, Liebe Grüße und bis bald,
Malte

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Petra (Montag, 14 März 2016 21:05)

    ...und wenn das mit dem Biochemie-Studium doch nicht das Wahre sein sollte, schreibst Du einfach Reiseliteratur! Es ist echt ein Genuss, Deine Texte zu lesen :) Viele Grüße - petra