Eines Abends im Teehaus

Eines Abends traf ich beim Essen einen Ende 20-jährigen Chinesen, der recht gut Englisch sprechen konnte. Dieser wollte mich noch zum Teetrinken bei einem bekannten Teeladen einladen. Da sagt man natürlich nicht Nein. Als sich dann jedoch noch der Besitzer des Geschäfts in das Gespräch mit einklinkte, wurde es – interessant.

Das Teegeschäft war wirklich schön, mit Tischen aus polierten, direkt aus einem Baum geschnittenen Tischen. Es wurde uns Pu’er Tee vorgesetzt, der selbst nach Deutschland importiert wird, was kein Wunder ist. Wir sitzen da als gerade ganz gemütlich und schlürfen exquisiten Tee, da kommt der Besitzer des Ladens dazu. Einen „Laowei“ hat man schließlich nicht jeden Tag im Haus. Wie das so ist, wurde ich natürlich gefragt, woher ich denn käme. Die Antwort hat erfreut – Deutschland ist in China positiv bekannt. Der Besitzer (aus Ermangelung eines anderen Namens muss ich ihn so nennen, chinesische Namen sind sehr schwer zu merken) meinte, dass er deutsches Bier schätzen würde. Klar, das ist ja auch weltweit bekannt. Also holt er aus dem Lager zwei Flaschen chinesisches Bier und stößt mit mir an. Es schmeckte sogar recht gut, allerdings war der Tee noch besser.

Als nächstes meinte er, dass deutsche Autos toll seien und erzählte mir von seinem Traum, mal einen Mercedes zu besitzen. Auch das ist meist das Erste oder Zweite, was im Gespräch über Deutschland erwähnt wird. Gerade Benz ist sehr beliebt, wenn auch teuer. „Gut“, dachte ich mir, „ist schon ok, wenn man die beiden Sachen mit Deutschland assoziiert“.

 

Wozu genau erzähle ich die Geschichte? Wegen dem nächsten Punkt. Daraufhin sagte er nämlich voller Erwartung, dass ich ihm zustimmen würde, er möge Hitler. Sei ein großer Mann gewesen. Auch wenn man damit rechnen muss, dass man in China irgendwann mit diesem Thema konfrontiert wird, war ich etwas perplex. Aber nachdem ich mich schnell wieder gefangen hatte, erwiderte ich, dass ich und die meisten deutschen jetzt nicht gerade Fans von ihm seien. Daraufhin diskutierten wir etwas, warum man ihn den mögen oder nicht mögen könnte; Auf Einwände von mir, dass zum Beispiel das Vorgehen gegen die Juden ziemlich schlecht war, meinte er, dass diese aber auch schlecht zum Deutschen Volk waren. Sie hatten ja mehr Geld. Schlussendlich habe ich ihm aber hoffentlich ganz gut meinen Standpunkt (und den der meisten Deutschen) klarmachen können. Zum Glück konnte ich dann vom Thema ablenken, bevor wir auf Mao zu sprechen gekommen wären. Denn da müsste man als Gast in China ja höllisch aufpassen. Danach redeten wir über 800 Jahre alte Teebäume und wie das Alter das Aroma des Tees beeinflusst.
Übrigens fragte mich der Übersetzende zwischendurch einmal, ob er das jetzt wirklich übersetzen solle. Ihm war das Thema wohl auch etwas unangenehmer.

 

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