Auf ein Tässchen Tee

Hier eine Geschichte darüber, wann mir die chinesische Gastfreundschaft am meisten auffällt. Im letzten Eintrag hatte ich ja bereits davon berichtete, wie ich in ein recht luxuriöses Teehaus eingeladen wurde. Doch gerade die, die am Wenigsten haben, geben im Verhältnis am meisten.

Eines sonnigen Tages machte ich mich auf, einen Berg zu erklimmen. Zu lange hatte ich schon keine Bergluft mehr geschnuppert. Außerdem bewege ich mich hier sowieso viel zu wenig. Die Wanderung fing bei dem „Magic Forest“ Weg an, der auf unserer Flussseite etwas weiter südlich liegt. An diesem gibt es mehrere kleinere Pfade, die den Berg hinaufführen, wie uns beim letzten Mal schon aufgefallen war. Also habe ich davon einfach direkt den ersten genommen.
Nach einer Viertelstunde musste ich das erste Mal anhalten – ein Esel stand mitten auf dem Weg und sah mich treu an. Auch wenn er angebunden war und einen sanften Eindruck machte, hatte ich zu viel Respekt vor diesem Tier, um mich einfach an ihm vorbei zu drücken. Also bin ich im großen Abstand um ihn herumgeklettert, während er mich ein wenig verwundert angeguckt hat. Zumindest habe ich mir das eingebildet.

Danach ging es weiter Richtung Gipfel. Über Felder, durch ein kleines Dorf, um schließlich wieder auf einen Pfad durch einen Nadelwald zu gelangen. Nach einiger Zeit, schon sehr in der Nähe der Spitze des Berges, stieß ich auf die nächsten Felder, obwohl man an dieser Stelle bereits auf einer beachtlichen Höhe war.
Etwas weiter oben waren Häuser, von denen aus ich auch promt angekläfft wurde. Aber nach kurzer Zeit kam eine ältere Bauersfrau vorbei, die mich von dem unruhigen Hund befreite – und direkt auf ein Tässchen Tee einlud. Doch damit nicht genug, als kurze Zeit später auch die (sehr jungen) Kinder vorbeikamen und mich ansprachen, führte man mich in eine andere Hütte, in der man mir eine Schüssel Reis vorsetzte. Die Kommunikation war dabei denkbar schwierig, denn die alte Frau konnte kein Chinesisch und so mussten die Kinder für mich übersetzen. Diese waren anfangs verständlicherweise noch sehr schüchtern. Allerdings half meine Kamera aus: Davon waren die Kleinen so angetan, dass sie am Ende alle noch ein paar Fotos von sich gemacht haben wollten.
So Willkommen, wie auf diesem Berg in einer sehr ärmlichen Hütte habe ich mich bisher selten in China gefühlt. Auch wenn alle immer sehr freundlich sind, die Offenheit, die ich hier erlebt habe, hat mich beeindruckt. Man musste nur vorbeikommen und schon wird man in ihr Zuhause eingeladen. Ohne dass man die Menschen jemals zuvor gesehen hätte.
Leider musste ich kurz darauf wieder los, da es bereits spät wurde. Dennoch habe ich mir das Ziel gesetzt, die Familie noch einmal zu besuchen – dann mit ausgedruckten Bildern als Dankeschön.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0