Ein neuer Eintrag. Yayy!

In den letzten 2 Wochen ist dann doch wieder einiges passiert. Wir sind nun tatsächlich umgezogen und haben eine Woche drauf auch tatsächlich noch nach ewigem Nachhaken den Internetanschluss erhalten. Außerdem haben wir uns ein paar neue Freunde gemacht, andere schweren Herzens gehen lassen, sind weiter in die Projektarbeit eingetaucht, haben unseren ersten Berg bestiegen und ein romantisches Candellightdinner genießen dürfen.

Gehen wir mal chronologisch vor; Vor genau 2 Wochen haben wir endlich doch Lehrer getroffen, die uns gegenüber weniger verhalten waren. Tatsächlich gingen wir gerade nichts ahnend unseren abendlichen Beschäftigungen nach – bis plötzlich drei Chinesen vor unseren Türen standen, obwohl wir in unserer Wohnung zuvor noch nie wirklich Besuch bekommen haben. Wir waren dementsprechend erst einmal etwas verwirrt, aber mit gebrochenem Englisch konnten wir uns dann gegenseitig ganz gut vorstellen (Aufgrund schwieriger, westlicher Namen hat Biao, ein Mathelehrer, uns dann aber einfach von 1 bis 5 durchnummeriert).
Und so wurden wir auch prompt am nächsten Abend in deren Wohnung zum eingeladen – typisch chinesisch zum Trinken und Kartenspielen. Es war ein spaßiger Abend – vor allem hat es uns aber viel bedeutet, dass jemand auf uns zugekommen ist.

Der nächste Punkt auf der Liste war das Geschäftsessen mit Miss Liz, unserer chinesischen Ansprechpartnerin für das Slumkidsprojekt. Sie ist seit dem späten Frühling dieses Jahres von der letzten Generation „angeworben“ worden und unterstützt uns nun zu unserem Glück weiterhin. Also ging es am Tag vor der Einladung zu dem Restaurant unserer Wahl, welches mit unglaublich schöner Lage in einem (künstlichen) See und B-Klassifizierung punkten konnte. Besser als B gibt es in Liuku übrigens gar nicht, das Restaurant war dementsprechend auch sehr teuer, aber auch sehr lecker. Blöderweise habe ich rechtzeitig zu dem edelsten Essen bisher eine Magenverstimmung bekommen, was dessen Genießbarkeit nicht gerade gefördert hat.

Am Tag drauf hatten wir das Projektübergabetreffen, auch gerne PÜT genannt, bei dem uns Nelly noch einmal die verschiedenen Projekte vorgestellt, uns nach unseren Plänen mit diesen ausgefragt und sie am Ende, wie der Name bereits vorwegnimmt, an uns weitergegeben hat. Ich werde mich um die Koordination des Slumkidsprojektes kümmern; Im Moment geht es dabei noch viel darum, sich bei den chinesischen Kontakten vorzustellen, neue Paten auszuwählen und die Slums zu besuchen. Ich bin sehr gespannt, was noch alles folgen wird.

Und pünktlich zum nächsten spannenderen Ereignis bin ich wieder krank geworden, diesmal mit einer fieseren Erkältung. Till (Verlängerer aus der 7. Generation) und sein Bruder Eike sind zu Besuch zu uns nach Liuku gekommen, beide sind übrigens ebenfalls Kieler Jungs – was ein bisschen Verstärkung für Tom und mich bedeutet, wenn es in Diskussionen darum geht, ob „Naschi“ oder „Bushalte“ echte Wörter sind. Der Grund des Besuches war (außer, dass Liuku einfach verdammt cool ist), dass Till sein Visum hier verlängern sollte – was aber leider weder bei ihm noch bei Nelly geklappt hat, was für die beiden bedeutet, dass sie für den nächsten Antrag nach HongKong müssen.

Wie im ersten Eintrag bereits erwähnt, war unsere erste Wohnung nicht von langer Dauer. Am Dienstagmorgen wurden wir zu der für uns Verantwortlichen Lehrerin gerufen, um die Förmlichkeiten für unseren Umzug abzuwickeln. Das hieß in diesem Fall, dass wir einen offensichtlich mithilfe eines Onlineübersetzers bearbeiteten Vertrag unterschreiben sollten, der (vermutlich) besagen soll, dass Krisi in der neuen Wohnung nicht schwanger wird, obwohl wir mit ihr zusammen leben. Falls doch, so hat die Schule keine Schuld für das Geschehen. Tatsächlich ist in den nächsten Tagen noch der Sicherheitsbeauftragte vorbeigekommen, um sicherzustellen, dass Krisi einen eigenen, abschließbaren Raum ohne irgendein anderes Bett bewohnt.
Doch zurück zum Umzug: Zum Glück wurden uns einige Unterstützer in Form der Motortechnikerklasse zur Verfügung gestellt, die uns geholfen haben, unsere Habseligkeiten zu schleppen. Als das endlich geschafft war, konnten wir endlich unser neues Heim in Ruhe begutachten: Wir leben nun in einer Wohnung mit 4 Zimmern, von denen wir 3 als Schlafzimmer und eines als Küche bzw Lagerraum nutzen. Außerdem haben wir zwei Balkone, auf denen wir dank der Tatsache, dass wir im 4. Stock des Gebäudes unser Quartier bezogen haben, sogar eine recht schöne Aussicht genießen dürfen. Es ist zwar alles ehr staubig, da der Betonboden keinen Belag hat, aber wir haben uns mit Schaumstoffpuzzleteilen Abhilfe verschafft, dieser zum Teil ausgelegte, bunte Boden hat auch was für sich. Sogar fließendes Wasser und eine Klosche (Klo & Dusche in einem) haben wir hier – zwar mit sehr kaltem Wasser, aber man will ja nicht meckern ;). Besonders glücklich bin ich darüber, dass wir es sogar geschafft haben, unsere doch recht bequemen Betten mit Matratze hochzuschleppen, auf denen man doch sehr gut schlafen kann.

Am Donnerstag habe ich mit Nelly und Miss Liz die Grundschulen besucht, an denen die von uns unterstützten Kinder unterrichtet werden. Blöderweise waren beide Besuche aber erfolglos, da auf der einen Schule kein Ansprechpartner da war und wir für die andere ein Liste der Schüler hätten mitbringen müssen. Also sind wir unverrichteter Dinge wieder abgezogen, um es in der nächsten Woche noch einmal zu versuchen (Nun hat es heute auch geklappt und der Punkt kann von der Liste gestrichen werden).

Am Tag drauf wurden wir alle, inklusive Till und Eike, die gerade von einem zweitägigen Trip nach Fugong zurück gekommen waren, von Miss Liz zum Essen bei eingeladen. Danach ging es noch als eine Art letzte Verabschiedungsveranstaltung ins KTV (Karaoke TV), einem Trend, der sich inzwischen wohl überall in China breit gemacht hat. Dabei mietet man sich als Gruppe einen Raum mit Fernseher, Lautsprechern und Mikros – den Rest kann man sich wohl denken. Schon auf dem Weg zu unserem Separet wurden wir von bunten Lichtern und chinesischer Popmusik empfangen, bei uns ging es dann mit beidem direkt weiter. Zum Glück gab es aber auch einiges an westlicher Musik, von „Gimme“ (ABBA) bis „I’m sexy and I know it“ (LMFAO) haben wir wirklich viel abgegrast.

Am nächsten Tag mussten wir uns dann leider von den Dreien verabschieden – für Nelly ging es weiter nach HongKong, Till & Eike sind nach Lanping aufgebrochen. Nelly war uns eine sehr große Hilfe für den Start in Liuku, aber auch sonst war sie sehr cool (drauf), weshalb wir sie hier schon sehr vermissen.
Aber der Tag war nicht nur von Abschied geprägt, sondern auch von der anschließenden Bergwanderung von Tom, Konrad und mir (zu der ich gleich noch komme) und einem anschließenden Filmabend mit „Last Samurai“.


Das soll es jetzt auch erstmal mit der vermutlich etwas langweiligernen Aufzählung von Ereignissen gewesen sein. Ich wünsche euch – lieben Blogleserinnen und Blogsesern – noch einen schönen Tag/Abend. Man hört sich :)


Die Bergwanderung

Die Berge haben mich seit meiner Ankunft hier echt fasziniert, eigentlich wäre ich gerne direkt am ersten Tag auf einen raufgestiegen. Dazu ist es dann aber erst 3 Wochen später gekommen, als ich Konrad und Tom von der absoluten Sinnhaftigkeit einer kleinen Bergtour überreden konnte.  Da wir am Vormittag die drei ehemaligen Weltwärtsler verabschiedet haben, ging es erst gegen Mittag los. An Planung haben wir uns eigentlich nur einen Berg nahe dran ausgesucht, der nicht allzu hoch war – ansonsten hieß es „mal schauen, wo es uns längstreibt.

Als Anfang des Aufstiegs hatten wir uns eine zusammengebrochene Treppe nahe der Hauptstraße ausgesucht, die ungefähr in Richtung des besagten Berges ging. Der gewählte „Weg“  führte uns durch Mais- und andere Felder, bis wir zu einer Straße kamen, die uns zu einer Baustelle leitete. Dort wurden wir mit schiefen Blicken angeschaut, da aber keiner etwas sagte, haben wir die Wanderung fortgesetzt. Da uns die Straße aber schnell zu langweilig wurde, ging es flott wieder ab in die Wallachei, an Ziegen vorbei, durch für Zecken und anderes Viehzeug paradiesische Büsche und Sträucher und über steilere Hänge voller Schotter.


Schon stießen wir wieder auf eine Straße, der wir dann auch dankbar weiter folgten – bis wir zu einer Grabstätte gelangten, von der aus man einen wunderschönen ersten Ausblick auf Liuku genießen durfte. Die Grabmäler selbst waren aber auch ganz und gar nicht von schlechten Eltern.

Genug gesehen, weiter geht’s: jetzt wieder etwas steiler gerade nach oben in Richtung Gipfel. Nach einem kurzen Abstecher auf die nächste Schotterpiste sind wir auf einen Pfad gestoßen, der wohl dazu benutzt wird, um Vieh über den Gipfel zu treiben. Auf diesem haben wir uns dann auch gegenseitig bis zum Ziel des Aufstieges angetrieben – und haben eine Spitze des Bergkammes erreicht. Nach 3 Stunden Wanderung also eine Rast, bevor es wieder an den Abstieg ging; oben habe ich zu John Powells „Forbidden Friendship“, einem unglaublich schönen Soundtrack (ich hatte mir eigens zu diesem Zweck Kopfhörer mitgenommen) die wohl epischte Drachenfrucht bisher verspeist. Hier einmal kurz die Koordinaten, auf denen der Gipfel liegen müsste: 25.859933 Nord 98.875179 Ost. Er ist nicht besonders hoch, aber für den ersten Aufstieg ist das schon ok, vor allem, da die Aussicht trotzdem atemberaubend war.
Nach der Rast ging es dann zurück ins Tal – auf halber Strecke haben wir uns aber von einem Tuk-Tuk mitnehmen lassen, um nicht zu spät zurückzukommen.
Wir können nun sagen, dass wir im Himalaja waren, wer kann das schon? Der erste Anlauf hat ja ganz gut geklappt, die nächste Wanderung führt uns dann auf einen Viertausender in der Nähe :D

PS: Ich kann diesen Eintrag übrigens gerade erst sehr spät hochladen, weil wir gerade noch eine Ratte aus der Wohnung jagen mussten, die sich im Kühlschrank eingenistet hatte. Leider hatte sie einen Zwischenstopp in meinem Zimmer gemacht, wo wir sie letztenendes aber auch mit Geschrei und Geleuchte vertreiben konnten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Papa (Donnerstag, 12 November 2015 19:31)

    Was für eine schöne Natur ! Tolle Bilder - insbesondere die Panoramas.
    Da kann man neidisch werden...
    Vielen Dank für deine ausführlichen Berichte, die mir immer wieder ein Schmunzeln oder auch lauteres Lachen entlocken.
    Good luck und "hol di stief" !